Musik im globalen Dorf :: jazzahead 2017

 

Die klassische Musik der globalisierten Welt ist der Jazz. Das ist jedes Jahr eindrucksvoll zu erleben bei der Bremer Jazzfachmesse und Festival jazzahead, die in der kommenden Woche bereits zum 12. Mal stattfindet.


Der Jazz wird als die klassische Musik der Globalisierung eingehen, weil er
 sich in vorher nie dagewesener Geschwindigkeit in aller Welt verbreitet hat und er
 wie keine zweite Musik die kulturelle Durchmischung repräsentiert. Paradoxerweise
 haben damals vor allem wegen ihrer Abstammung Benachteiligte wie Louis Armstrong den "Sound der Freiheit" geprägt. An den Jazz – und nimmt man ihn als Symbol: an die Globalisierung – knüpft sich daher die Hoffnung nach Gerechtigkeit und Demokratie.

 

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Das Partnerland der jazzahead ist dieses Jahr Finnland, die 2017 ihren 100-jährigen Landesgeburtstag begehen und das in Bremen groß feiern. Neben Konzerten renommierter finnischer Jazzmusiker und jungen Talenten gibt es ein genreübergreifendes Programm mit Ausstellungen, Tanz & Performance Darbietungen sowie literarische Lesungen. Das Bremer Museum Weserburg zum Beispiel stellt eine Kollektion des finnischen Kunstsammlers Miettinen aus und die Bremische Bürgerschaft schafft Raum für Werke des bekannten finnischen Fotografen Stefan Bremer, der das Leben von Geflüchteten in Südfinnland zeigt.

 

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Das diesjährige Gala-Konzert der jazzahead in der Glocke bringt den finnischen Pianisten Iiro Rantala gemeinsam mit der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen auf die Bühne. Rantala gehört zu den bekanntesten Musikern Finnlands, er verbindet Jazz mit Klassik in virtuoser Weise und dieses Konzert ist eine Premiere der besonderen Art: erstmals in Deutschland wird die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen einige von Rantalas Kompositionen in Orchesterfassung vorstellen. Neben diesen Stücken, wird Iiro Rantala im Gegenzug auch ein Klavierkonzert von Mozart geben, selbstverständlich mit improvisierten Einlagen. Dieses Konzert wird bundesweit live übertragen im Deutschlandradio Kultur.

 

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Das Showcase-Festival der jazzahead bringt dieses Mal 40 Bands aus 19 Ländern auf drei Bühnen. Die Auswahl aus 547 Bewerbungen haben wie immer vier international besetzte Jurorengremien vorgenommen. Nicht die jazzahead wählt die Bands aus, sondern seit jeher Journalisten und Jazzexperten aus der ganzen Welt. Mikkomatti Aro, künstlerischer Leiter des Pori Jazz Festival und Mitglied der diesjährigen Jury für die „Finnish Night“ sagt: Die acht Ensembles dieses ersten jazzahead Abends, die sich am Donnerstag, den 27.04. im Bremer „Schlachthof“ vorstellen, bilden die Vielseitigkeit der finnischen Jazzszene umfassend ab. Es sind bekannte Bands ebenso darunter wie vielversprechende Newcomer. Die Spanne reicht vom angesagten Pianotrio von Aki Rissanen bis zur ekstatischen Rockmusik des Gitarristen Raoul Björkenheim.

 

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Das „European Jazz Meeting“ am Freitag den 28.04. zeigt Individualität und stilistische Vielfalt, wie es auch auf dem gesamten europäische Kontinent Realität ist. Ein Ensemble wie die Gruppe „A Novel of Anomaly“ bringt Musiker aus der Schweiz, Finnland und Italien zusammen, die ihre Spielfreude ausdrücken und vom ukrainischen Pianisten Vadim Neselovskyi mit seinen außergewöhnlichen instrumentalen Fähigkeiten zusammengehalten werden.

 

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Der Samstag rückt die Showcase-Konzerte ins Zentrum des deutschen Jazz. Die „German Jazz Expo“ präsentiert drei unterschiedlich profilierte Pianotrios (Julia Hülsmann Trio, Trio Elf und das Lorenz Kellhuber Trio) sowie experimentierfreudige Gruppen wie „Tubes & Wires“ vom Saxofonisten Niels Klein oder das Quartett der Schlagzeugerin Eva Klesse.

 

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Die „Overseas Night“ im „Schlachthof“ findet parallel zum Gala-Konzert in der Glocke und der jazzahead! Clubnight statt, in der gleich 39 Bremer Spielstätten quer durch die ganze Stadt verteilt mitmachen. Das ist ein so geballtes Programm, dass der Musikfan sich am Samstag wirklich einen Plan machen muss, was er denn wirklich miterleben möchte und aufnehmen kann. In der „Overseas Night“ ist die US-Sängerin Dee Alexander ein Tipp, die neben einer überwältigenden Stimme ein tiefes Gefühl für den Blues mitbringt. Das Programm der "jazzahead! Clubnacht" ist so überwältigend groß und vielschichtig, dass wir ihnen empfehlen sich einen Überblick auf dieser Webseite zu verschaffen: http://jazzahead.de/de/event/jazzahead-clubnight/

 

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Wer keine Lust hat ständig hin- und her zueilen, dem empfehlen wir den Weg ins Swissotel. In der 5ten Dot Time Records „Jazznight of the Proms“ erhalten sie einen Querschnitt des internationalen Jazz auf höchsten Niveau. Die Sängerin Michela Lombardi, die zusammen mit dem Riccardo Fassi Trio ihr neues Album „Live To Tell“ vorstellen wird, bringt Coverversionen von Songs der Pop-Ikone Madonna in einem komplett neuen Gewand und in einem selten zu hörenden akustischen Setting. Anschließend spielt der spanische Trompeter David Pastor mit seiner Band Nu-Roots ein Konzert zwischen klassischen Jazz und elektrisch verstärkten Stilistiken. Der Sound dieser Gruppe ist durch diverse rhythmische Nuancen gekennzeichnet und trägt dieses Trio auf den Gipfel modernster Jazzspielweise. Dann kommt der mehrfach mit den prestigereichen Grammy's ausgezeichnete Jazzbassist Robert Hurst auf die Bühne des Swissotels und stellt sein neues Programm „Bob's Black Current Jam“ vor, das demnächst beim Label Dot Time Records veröffentlicht wird. Schließlich wird es ab Mitternacht eine Jam-Session geben, die den Brasilianischen Jazz und seinen musikalischen Reichtum herausstellt. Die Sängerin Martie, geboren und aufgewachsen in den Niederlanden, lebt seit ein paar Jahren in Rio de Janeiro und arbeitet dort mit den besten Musikern des Landes zusammen. Gemeinsam mit dem Pianisten und Produzenten Claudio Dauelsberg, dessen Eltern aus Bremen stammen, wird sie ein Feuerwerk der Rhythmen und Sounds abbrennen. Die Session ist offen für alle Musiker, die sich dem brasilianischen Jazz nahe fühlen und sind eingeladen auf der Bühne mitzuspielen. Einige Überraschungsgäste werden den Jazzfans sicher eine glanzvolle Nacht bereiten.  

Mehr zum Dot Time Records Programm auch unter:
www.swisstimes.de
www.dottimerecords.com

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Die jazzahead 2017 ist ein Füllhorn des internationalen Jazz und bringt die Menschen auf kleinem, geografischen Raum zusammen, was für eine schöne Offerte! Und die wesentliche Botschaft des Jazz und der jazzahead ist: die Menschen auf diesem Globus sind gleich und nicht verschieden, wie es einige Populisten gern proklamieren und agitieren, obschon es natürlich kulturelle Unterschiede gibt und aus kulturell bedingten Erfahrungen auch andere Sitten und Gebräuche. Die Musik ist jedoch das verbindende Element zwischen allen Kulturen, und auch das stärkste Argument gegen Spaltungen, das lebt der Jazz seit über 100 Jahren eindrucksvoll vor.

Weiterführende Informationen zum Gesamtprogramm unter:
www.jazzahead.de



Autor: Jan Fritz